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12. Mai 2019
Meisterprämie muss kommen
Handwerkspolitisches Gespräch der Kreishandwerkerschaft
Auch wenn es am 1. April war, zu Aprilscherzen waren weder die Vertreter des regionalen Handwerks noch die FDP-Politiker aus dem Landtag aufgelegt. Da nutze auch die aktuell gute wirtschaftliche Lage im Handwerk nichts. Kreishandwerksmeister Christof Binzler hatte den Wahlkreisabgeordneten Klaus Hoher (FDP) und den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Jochen Haußmann zu dem regelmäßigen Austausch eingeladen. Am meisten erhitzen sich die Gemüter über die aktuelle Ablehnung einer Meisterprämie durch die Landesregierung. Kreishandwerksmeister Binzler verwies auf das Nachbarland Bayern und andere Bundesländer, die längst junge Handwerksmeister auf dem Weg zum Meister mit einer Prämie unterstützen. Jochen Haußmann konnte von einer Initiative seiner Fraktion berichten, die genau diese vorsieht. Einig waren sich die Vertreter des Handwerks, dass in Teilen die Meisterpflicht wieder eingeführt werden muss. Die Abgeordneten sagten zu, die Wiedereinführung der Meisterpflicht ergebnisoffen zu prüfen. Der Kreishandwerksmeister und die anwesenden Obermeister begrüßten sehr, dass sich hier ein parteiübergreifender Konsens abzeichnet. Auch als Vertreter eines kommunalen Gremiums fiel Klaus Hoher auf, dass immer weniger Handwerksbetriebe Angebote bei öffentlichen Aufträgen abgaben. Dies sei kaum verwunderlich, müsse ein Handwerker inzwischen doch 30 Seiten Erklärungen für 3 Seiten Angebot abgeben. Darauf habe keiner mehr Lust, meinte dazu Klaus-Peter Pfau, Obermeister der Stuckateur-Innung Bodenseekreis.
Alfred Keller, Obermeister der Sanitär-Heizung Klima-Innung Bodenseekreis, sprach die Chance für das Handwerk durch das „Erneuerbare Energiegesetz“ an. Ohne eine entsprechende Sanierungsrate könnten die Klimaschutzziele kaum erreicht werden. Dies sehen auch die beiden Politiker so. „Wenn uns jedoch die gesamte Beratungspflicht auf’s Auge gedrückt wird, dann kommt das bei den Hauseigentümern so an, als ob wir die Abzocker der Nation sind“ – so Keller weiter. Er sieht hier besonders die Politik und die Energieagenturen in der Beratungs- und Aufklärungspflicht. Lebhaft wurde es am Schluss der Diskussionsrunde nochmals als sich Rainer Gössl, Chef der Metzger im Landkreis über die Befreiungstatbestände bei der EEG-Umlage aufregte. „Dies ist eine nie dagewesene Wettbewerbsverzerrung gegenüber uns Handwerksmetzgern – alle politischen Gruppierungen setzen sich verbal für’s regionale Handwerk und regionale Wertschöpfung ein, in der praktischen Politik wird jedoch das Gegenteil gemacht.“ Beide Politiker sehen in dem EEG-Umlage-Gesetz dringenden Korrekturbedarf, auch weil die damit gesteckten Ziele nicht erreicht wurden. Die Freien Demokraten fordern deshalb eine Abschaffung und Neuausrichtung der EEG-Umlage.